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Eine Büste aus Marmor anfertigen lassen

  • r-frd-steinmetz
  • 2. Mai
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Mai

Die Anfertigung einer Marmorbüste ist für mich als Steinbildhauer immer wieder eine erfüllende Aufgabe. Daher war ich auch sehr erfreut, als mich im Sommer 2024 ein Unternehmer mit einem solchen Wunsch aufsuchte. Ein runder Geburtstag des Firmengründers stand bevor und zu diesem besonderen Anlass wollte er als Geschenk eine Porträt-Büste aus Marmor oder Bronze anfertigen lassen.


Bronze oder Marmor – aus welchem Material soll die Büste sein?


Der Kunde schwankte zu Beginn noch zwischen diesen zwei Materialien. Sollte die fertige Porträtbüste aus Bronze oder aus Marmor gefertigt werden? In einem ersten Gespräch erläuterte ich die unterschiedliche Wirkung der Materialien bei der Anfertigung von Skulpturen.


  • Marmor ist bereits seit der Antike das bevorzugte Material für die Ausführung von Büsten. Er ist ein reines Naturprodukt und reflektiert auftreffendes Licht auf einzigartige Weise. Dadurch strahlt eine in Marmor gefertigte Büste eine gewisse Wärme aus, mutet gleichzeitig jedoch edel und zeitlos an.

  • Bronze ist ein ebenfalls häufig genutztes Material zur Herstellung von Büsten. Die Legierung ist extrem robust, sodass Bronzeplastiken selbst Jahrtausende unter der Erde schadlos überdauern. Außerdem bildet Bronze über die Jahre hinweg eine einzigartige Patina aus. Dennoch wirkt eine Büste aus Bronze tendenziell kühler und unnahbarer. Eine Wirkung, die man bei der Wahl des Materials unbedingt berücksichtigen sollte.


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Büste eines Mannes aus Marmor mit Werkzeug vor einem weißen Hintergrund.



Da die Büste für den Auftraggeber eine gewisse Intimität besaß, entschied der Kunde sich relativ schnell für die Ausführung in Marmor. Aber Marmor ist nicht gleich Marmor. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Varietäten. Von fast reinweiß, über rosa bis hin zu unterschiedlich stark gebänderten Sorten. Da dem Kunden wichtig war, dass das Material auf den ersten Blick als Marmor zu erkennen wäre, fiel die Wahl auf einen italienischen Carrara-Marmor mit einer dezenten gräulichen Bänderung.





Fotos für das Modellieren der Büste


Bevor es aber an die Arbeit am Stein gehen konnte, musste noch ein Modell der Büste erstellt werden. In meinem Atelier modelliere ich Büsten klassisch nach einem lebenden Modell oder aber nach Fotos. So wie in diesem Fall. Der zu Beschenkende sollte im Vorfeld ja nichts von der Anfertigung mitbekommen. Also musste ich das Porträt unter Verwendung von Bildern erstellen. Bei diesem Auftrag lagen glücklicherweise einige gut verwendbare Fotos in hoher Auflösung vor. Ein Glücksfall, da dies die Arbeit erheblich vereinfacht. Aber auch in Fällen, in denen solch gutes Bildmaterial nicht existiert, ist es möglich, selbst nach einem einzelnen, vergilbten Schwarz-Weiß-Foto eine Büste zu modellieren.


Das Porträt in Ton


Nachdem nun alle Details im Vorfeld geklärt waren, konnten die handwerklichen Arbeiten beginnen. Bereits beim Modellieren im Ton muss man nach Möglichkeit das spätere Ausführungsmaterial berücksichtigen. Um von Anfang an die Schattenwirkung im Marmor nachempfinden zu können, modelliere ich die Büste in einem hellen, cremefarbenen Ton. Beim Modellieren steht natürlich die Anatomie und das äußere Erscheinungsbild der zu porträtierenden Person im Vordergrund. Allerdings gibt es auch noch eine andere Ebene. Nämlich diejenige der Wiedergabe der Persönlichkeit, des Charakters. Diese Aura umgibt jede gelungene Porträt-Arbeit und darf bei der Ausführung nicht vernachlässigt werden. Sobald die ersten Gesichtszüge erkennbar sind, schicke ich Bilder an meinen Kunden, damit gegebenenfalls erste Korrekturen vorgenommen werden können. Bei diesem Auftrag war es letztlich nur nötig, die Fülle des Haares etwas anzupassen - eine eher kosmetische Korrektur.


Bei der Erstellung eines Modells für die Ausführung in Marmor ist es allerdings nicht nötig, sämtliche Details durchzuarbeiten. Final steht ja die Marmorbüste beim Kunden. Der Gipsguss wird daher nur als Arbeitsmodell betrachtet und stellt eine Zwischenstufe im handwerklichen Fertigungsprozess dar.


Als die Arbeiten des Modells aus meiner Sicht abgeschlossen waren, konnte der Kunde die Büste nach den übersendeten Videos und Fotos für den Abguss freigeben. So ist für beide Seiten sicher, dass der Auftrag sich in die korrekte Richtung entwickelt. Geringe Änderungen können natürlich auch bei der Arbeit im Marmor vorgenommen werden, jedoch gilt, was im Stein an Material abgetragen ist, kann nicht mehr hinzugefügt werden.


Anfertigung eines Gipsabgusses


Um das weiche Tonmodell haltbar zu machen, fertige ich nach diesem einen Gipsabguss an. Am effizientesten ist es, eine sogenannte „Verlorene Form“ zu bauen. Dabei wird aus Gips ein Negativabdruck der Tonbüste abgenommen. Dieser wird dann ausgehöhlt und mit Gips gefüllt. Um den Gipskern freizulegen, muss die Form anschließend zerschlagen werden. Daher wird dieses Abgussverfahren als Abguss mittels verlorener Form bezeichnet. Der Gipsguss muss nun noch nachgearbeitet werden. Zum einen kann es immer sein, dass trotz sorgfältigem Ausgießen Luftbläschen an der Oberfläche entstehen, zum anderen müssen die Gussnähte kaschiert werden. Außerdem erstrahlt das Porträt jetzt zum ersten Mal in rein weißer Farbe und kommt somit dem späteren Erscheinungsbild in Marmor ein gutes Stück näher. Zumeist fallen dann hier noch einige Korrekturen an bildhauerischen Details an, zum Beispiel an Stellen, an denen Kanten zu hart erscheinen, oder Übergänge geglättet werden müssen.



Die eigentliche Marmorbüste entsteht


  • Qualitätskontrolle und Einrichten des Marmorblocks

Nun kann endlich die Arbeit am Marmor beginnen. Zuerst wird der eigens hierfür aus Italien angelieferte Block auf seine Qualität hin überprüft. So muss zum Beispiel ausgeschlossen werden, dass der Marmor störende Einschlüsse und Risse, sogenannte „Stiche“ hat, oder aber anderweitig beschädigt ist. Auch dem Verlauf der Marmorierung muss bei der Ausführung einer solchen Bildhauerarbeit Rechnung getragen werden. Die Marmorierung steigt und fällt, je nachdem wie die Büste in den Block gearbeitet wird, von links nach rechts oder aber in eine andere Richtung und beeinflusst somit stark das finale Erscheinungsbild der Büste. Auch ungünstige optische Ballungen in der vorhandenen Maserung müssen im Vorfeld lokalisiert werden.


  • Das Kopieren des Modells in den Block aus Marmor

Entspricht der Marmorblock den hohen Qualitätsanforderungen und ist geklärt, wie die Büste in den Block gestellt werden soll, beginnt das exakte Einmessen des Modells. Die Kopie erfolgt mittels einer klassischen Übertragungstechnik, wie sie bereits seit der Antike zum Einsatz kommt, dem sogenannten „Punktierverfahren“. Mittels des hierbei verwendeten Punktiergerätes ist es möglich, auf der Oberfläche des Modells markierte Punkte in den Marmorblock zu übertragen. Dazu wird das Punktiergerät an drei fixen Punkten am Modell eingehängt. Diese drei Punkte werden auch am Marmorblock angebracht, sodass das Punktiergerät immer in der gleichen Position eingehängt werden kann. Nur der am Punktiergerät befestigte Arm ist verstellbar. Mittels einer arretierbaren Tastnadel kann nun am Modell ein Punkt festgelegt und t markiert werden. Das Punktierkreuz wird umgehängt und am Marmorblock kann mittels der Tastnadel der zuvor am Modell festgelegte Punkt ersehen werden. Das vor der Nadel liegende Material wird dabei so weit abgetragen, bis der Punkt gefunden ist. So können die Flächen des Modells handwerklich in den Marmorblock kopiert werden.





  • Die verwendeten Werkzeuge

An diesem Punkt ist es mir als Steinbildhauer sehr wichtig zu erwähnen, dass ich in meinem Atelier komplett auf Handarbeit setze. Ich sehe die Entwicklung im Hinblick auf den Einsatz von computergestützten Fräsen und ähnlichen vermeintlichen Arbeitserleichterungen sehr kritisch. Die Bildhauerei ist ein Kunsthandwerk, welches viel Einfühlungsvermögen und Verständnis für Form und Material erfordert. Diese Gefühle können Maschinen nicht aufbringen und disqualifizieren sie daher aus meiner Sicht für den Einsatz bei solchen Projekten. Für die grobe Vorarbeit greife ich lediglich auf den Einsatz von handgeführten Maschinen, wie zum Beispiel einen Trennschleifer, zurück. Mittels dieser erfolgt ein erster grober Materialabtrag, welcher aber einige Zentimeter über der finalen Oberfläche endet. Nun kommen druckluftbetriebene Bildhauereisen zum Einsatz, um die ersten Flächen und Formen anzulegen. Ab einem gewissen Punkt ist dann nur noch eine Arbeit mit feinen Eisen, Marmorraspeln und Schleifpapier möglich.


  • Eigenheiten einer Marmorbüste

Die Bearbeitung von Marmor muss mit besonderer Vorsicht erfolgen. Im Vergleich zu anderen Natursteinen, wie zum Beispiel Granit, Sand- oder Kalkstein, besitzt Marmor eine kristalline Struktur. Jeder zu steil geführte Schlag in den Block führt zu einer partiellen Zerstörung des kristallinen Gefüges. In der finalen Oberfläche sind diese dann als milchig-weiße Punkte sichtbar. Daher muss das Material im letzten Arbeitsgang mit scharfen Eisen, in einem sehr flachen Winkel, bearbeitet werden. Um die letzten Feinheiten auszuarbeiten, kommen italienische Bildhauerraspeln in unterschiedlichen Feinheitsgraden zum Einsatz. Die besten Raspeln hierfür werden seit Jahrhunderten in einer Manufaktur in Mailand hergestellt.



Diese letzten Arbeitsschritte führe ich bereits ohne das sonst genutzte Gipsmodell aus. Ich wechsle bei der finalen Bearbeitung wieder zu den Fotovorlagen des Kunden. Denn wie bereits erwähnt, am Ende steht die Marmorbüste für sich, auch beim Kunden. Es gibt keinen Vergleich mehr zum Gipsmodell. Einzig diejenige Person, die den Porträtierten erkennt, hat noch eine Vergleichsmöglichkeit. Und vor dieser muss das Werk in Marmor bestehen.


Der Abschluss des Projektes


Natürlich wurde der Auftraggeber auch mit Fotos aus dem Schaffensprozess am Marmorblock auf dem Laufenden gehalten. Ab dem Punkt, an welchem aus meiner Perspektive als Bildhauer die Büste fertig ist, übersende ich wieder Videos und Fotos der fertigen Büste an den Kunden. Dies ist eine letzte Möglichkeit, um noch nötige Korrekturen vorzunehmen. Bei diesem Projekt war der Kunde mit dem Ergebnis restlos zufrieden und gab die Büste für den Versand frei.



Versand der Büste


Der Versand der Büste erfolgt in der Regel mit einer Spedition. Hierfür fertige ich eine passende und stabile Transportkiste aus Holz an. Das Innere der Box wird mit einer passend zugeschnittenen Polsterung ausgekleidet und die Büste selbst auch noch mehrfach verpackt. So steht einem sicheren Versand, der meine Arbeiten aus Deutschland schon bis in die USA gebracht hat, nichts mehr im Wege. Bei diesem Auftrag war der Transport zwar nur innerhalb Deutschlands nötig, aber auch hier wurde das Kunstwerk bestens verpackt vom gebuchten Transportunternehmen entgegengenommen.


Einige Wochen nach der Auslieferung der Büste erhielt ich vom Auftraggeber die Rückmeldung, dass sich der Beschenkte sehr gefreut habe und die Büste auch bei den Mitarbeitern des Unternehmens einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Die Büste bereichert seither künstlerisch den Eingangsbereich des Unternehmens.


Sie wollen Ihre eigene Büste anfertigen lassen?


Sie sehen also, dass, sowohl theoretisch als auch praktisch, viel Arbeit in einer Marmorbüste steckt. Am Ende dieses Schaffensprozesses werden Sie dafür mit einem Kunstwerk entlohnt, welches sich in unserer schnelllebigen Zeit in vielerlei Hinsicht von billiger Massenware abhebt. Wenn auch Sie ein solch einzigartiges Kunstwerk bei mir anfertigen lassen wollen, dann senden Sie mir gerne eine Nachricht über das Kontaktformular oder rufen Sie mich an. Ich berate Sie gerne unverbindlich zu Ihrer Idee und helfe Ihnen, diese Realität werden zu lassen.

 
 
 

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